Tag 3, Samstag den 31. Dezember 2005

Nachdem ich die Nacht im Sturmumtosten Zelt verbracht habe bin ich um 7 Uhr aufgestanden. Nach einem kurzen Frühstück bin ich die Bergstraße nach Palm Springs hinuntergefahren. Das eigentlich wüstenhafte Tal ist aufgrund von Bewässerung eine grüne Oase und die Heimat von etwa 100.000 Menschen sowie über 100 Golfplätzen. Mich interessiert das aber nur so im Vorbeifahren. Weiter folge ich der Straße nach Morongo Valley und wieder nach Yucca Valley. Hier mache ich Halt um mir einen Milchshake bei Carls Jr zu gönnen und noch ein paar Sachen einzukaufen. Danach fahre ich weiter nach 29 Palms und biege hier in die Canyon Rd ein. Am Ende der Straße findet sich ein Parkplatz und der Pfad zur 49 Palms Oase. Da dieser Pfad als lohnenswert beschrieben wird habe ich mir das als Einstieg in meinen zweiten Teil von Yoshua ausgesucht. Ich packe die Kamera und das Stativ sowie ein Liter Wasser und wandere hinaus in die Wüste. Entlang des Weges finden sich interessante Kakteen und trockenresistente Pflanzen. Nach einer Weile treffe ich auf die ersten Exemplare von Ferrocactus, diese knallig roten bis gelbbraunen Kakteen sind je nach Alter entweder säulen- oder kugelförmig. Es gibt auch noch zwei, drei andere Spezies von Kakteen.

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Nach 1,5 Meilen erreicht man die Oase. Hier tritt Grundwasser zu tage und es wachsen die Kalifornischen Fächerpalmen. Diese bis zu drei Tonnen schwer werdenden Palmen wachsen nur an Stellen wie dieser in der Wüste Kaliforniens (insgesamt gibt es 59 Palmoasen). Wie man leicht sehen kann spielt Feuer eine wichtige Rolle im Lebenszyklus dieser Palmen. Die Palmen selbst sind feuerresistent. Der dicke wasserspeichernde Palmenstamm kann Feuer sehr lange standhalten. Die Fächerblätter werden nur durch solche regelmässig auftretenden Feuer entfernt. Nachdem ich mir die Palmen angeschaut habe und einen kleinen Rundgang durch die Oase gemacht habe mache ich mich auf den Rückweg, schließlich brauche ich noch einen Campground und will Joshua Tree sehen.

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Nach einem ebenso schönen Rückweg erreiche ich das Auto und fahre nach 29 Palms zum Besucherzentrum. Dort kaufe ich mir den Nationalparkpass der mir den Zutritt zu allen Nationalparks der USA für 13 Monate erlaubt. Für 50 Dollar erhält man also viel Gegenwert. Warum ich den nicht schon im September gekauft habe weis ich auch nicht, Blödheit wahrscheinlich. Dann fahre ich weiter in den Park hinein, jetzt natürlich kostenlos. Karte abgeben, durchziehen und schon bin ich drin. Ich folge der Straße durch die für Joshua typische Landschaft aus Fels und Mojave-Vegetation. Nach einigen Meilen erreiche ich Jumbo Rocks, dort soll es laut der Rangerin im Besucherzentrum noch freie Campgrounds geben. Nach einigem Suchen finde ich einen ebenen Platz und sichere mir somit den Campground Nummer 108. Schnell noch mein Zelt dort aufgestellt und schon bin ich wieder weg. Ich habe mir vorgenommen den Pfad auf den Ryan Mountain zu nehmen, da sich von dort ein weiter Blick über das Herz von Joshua eröffnet. Ich will jetzt auch mal die erste Rolle Mittelformatfilm verknipsen und packe die Yashica auch ein. Dann wandere ich den Berg hinauf. Es ist sehr windig und der Himmel ist sturmgezeichnet mit Lenticularis und Rotorwolken, da könnte man sicher auch prima Segelfliegen.

thomasbahr.de joshua rotorwolken thomasbahr.de joshua lentis sturmhimmel

Wegen der Wolken ist das Licht recht kontrastarm, eigentlich eher ungewöhnlich in der Wüste. Doch der Sturmhimmel wirkt recht interessant und durch einige Wolkenlücken fallen immerwieder Sonnenflecken spotgleich auf die Landschaft, das nenne ich dramatisches Licht. Trotzdem sind die Verhältnisse schwierig zu fotografieren. Ich komme nach etwas über einer Stunde auf dem Gipfel an und lege dort den Schwarzweißfilm ein. Dann schieße ich eine Reihe Fotos mit unterschiedlichen Filtern. Nach etwa einer halben Stunde bin ich leidlich durchgefroren da ein eisiger Wind pfeift.

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Da ich eh schon krank bin mache ich mich dünne. Auf dem Weg nach unten wird der Wind noch schlimmer und dann ist plötzlich wieder das perfekte Licht da, ich renne und bis ich die Kamera ausgepackt habe ist natürlich die Hälfte schon vorbei.

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Naja, dann halt zurück zum Auto. Von hier aus fahre ich durch den riesigen Wald an Joshua Trees nach Hidden Valley. Es ist inzwischen echt eisig kalt und der Wind ist sehr böig. Also bleibe ich nur kurz und mache eine Reihe Fotos, das letzte Mittelformatbild wird hier auch noch verknippst.

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Da es bald Sonnenuntergang ist mache ich noch einen letzten Abstecher nach Keys View, wo jedoch die Sicht nur mässig ist und als sich abzeichnet das es keinen richtigen Sonnenuntergang gibt weil die Wolken das verhindern fahre ich nach Jumbo Rocks zurück.

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Hier sitze ich im Auto, warm und vor dem Wind geschützt. Ich esse, lade Bilder herunter und fange gerade an den Bericht zu schreiben als es an mein Autofenster klopft. Die Leute vom Campground neben meinem fragen mich wie ich heiße und ob ich etwas Rotwein möchte und zu ihnen ans Feuer sitzen will. Na Gesellschaft ist doch nicht schlecht und schreiben kann ich auch morgen noch. So komme ich zu einem zweimaligen Neujahr. Eimal Minnesotazeit und einmal Kalifornienzeit. Die Jungs und Mädels sind alle recht nett und zum Klettern in Joshua. Zum Teil sind die wie gesagt aus Minnesota hergefahren, Fahrtzeit 52 Stunden gesamt und einmal wohl an die 30 Stunden Nonstop. Ich amüsiere mich bis kurz nach 12 bei Wein und Feuerschein ganz prächtig und verschwinde dann müde und leicht angetrunken in mein Zelt. Bis nächstes Jahr dann...