Tag 2, Freitag den 30. Dezember 2005

Nach einer kühlen Nacht in der mich mein Schlafsack recht warm gehalten hat wache ich mit den ersten Zeichen des Tageslichts auf weil ich aufs Klo muss. Wenn ich schon wach bin kann ich auch den Sonnenaufgang anschauen. Ich nehme die Kamera und das Stativ und beginne auf die nächstgelege Hügelkette zu klettern. Mit Stativ ist das zwar nicht ganz einfach, aber ich bastele mich voran. Inzwischen beginnt sich der Himmel rot zu färben. Ich mache einige Fotos und klettere weiter.

thomasbahr.de Joshua Sonnenaufgang 1 thomasbahr.de Joshua Sonnenaufgang 2 thomasbahr.de Joshua Sonnenaufgang 3 thomasbahr.de Joshua Sonnenaufgang 4 thomasbahr.de Joshua Sonnenaufgang 5

Letztlich bin ich auf dem Grat und kann nicht mehr weiter. Ich mache Fotos vom Himmel der sich feurig rot gefärbt hat. Lasse die Weite auf mich wirken und wundere mich wieder einmal das doch so viele Menschen hier in der Wüste leben.

thomasbahr.de Joshua Ausblick 1 thomasbahr.de Joshua Ausblick 2 thomasbahr.de Joshua Ausblick 3 thomasbahr.de Joshua Himmel

Unten in der Camp Site rührt sich noch nichts, Schlafmützen halt. Ich kletter langsam wieder nach unten nicht ohne wieder mit den Dornbüschen Bekanntschaft zu schließen. Die Wüste ist voller Leben und ich sehe Vögel und einige Hasen. Die Mümmelmänner stufe ich als Hasen ein, da sie ausgeprägte Löffelohren habe und irgenwie hasenartig aussehen. Können als auch Wüstenkaninchen sein.

thomasbahr.de Joshua Kaktus thomasbahr.de Joshua Vogel

Während die anderen vor sich hinschlafen baue ich schon mal mein Zelt ab und lade es ins Auto. Derweil sind die anderen dann auch auf und wir frühstücken. Danach lasse ich mir von Jay noch den Powerkonverter geben und nehme noch einen Campingstuhl mit. Ich verabschiede mich von Melissa, Chase und Jay und breche gegen 9 Uhr auf. Zuerst fülle ich mal den Tank wieder auf, das Auto braucht für mein Gefühl recht viel Sprit. Wo ich das jetzt schreibe habe ich mal überschlagsweise einen Verbrauch von 24 Meilen pro Galone ausgerechnet, das ist nicht gerade toll. Jedes japanische Mittelklasseauto schafft locker 30-35 Meilen auf die Galone. Naja hilft ja nix, immerhin ist Sprit wieder billiger als im September. Für 2,22 Dollar pro Gallone fülle ich mir den Tank wieder auf. Dann geht die elende Gurkerei los. Spannend ist es nicht, die Strecke hab ich gestern ja schon gesehen. Krank fühle ich mich auch und das hilft nicht gerade. Ich fahre die Strecke dennoch in 2,5 Stunden runter. Somit bin ich um 11:45 wieder in der Ramsay Avenue. Die Filme sind wie ich vermutet hatte noch im Badezimmer, wenigstens muss ich also nicht auch noch nach Encinitas. Wenn ich jetzt schon hier bin kaufe ich mir schnell noch ein paar Bananen und ein Messer (hatte ich vergessen), dann verschiebe ich auch noch zur Sicherheit 400 Dollar aus meinem Sparguthaben im meinen Checking-Account, man weis ja nie.

Das alles kostet halt Zeit und so komme ich gegen 12:30 wieder auf den Interstate. Inzwischen bin ich also 3 Stunden gefahren, habe jetzt aber wenigstens alles. So richtig toll fühle ich mich nicht und die Strecke zieht sich. Irgendwo zwischen Escondido und Temecula auf der 15 werde ich müde und ich blinzle ein zwei mal etwas lange. Ich muss entweder anhalten oder brauche zumindest etwas Abwechslung. Ich verlasse deshalb bei Temecula den Interstate und beschließe der Landstraße durch die Berge zu folgen. Diese führt zu einem guten Teil durch einen National Forrest, das klingt doch ganz nett. Das Fahren auf einer normalen und teilweise kurvigen Straße hilft wirklich und ich fühle mich nach kurzer Zeit eigentlich nicht mehr müde. Mein Tank wird aber solangsam wieder leer und bei viertels voll beginne ich mich zu fragen ob ich nicht besser tanke, ich will nicht in der gottverlassenen Gegend die vor mir liegt liegen bleiben. In dem Wüstennest Anza gibt es sogar zwei Tankstellen die mit einen Preis von 2,29 auch bezahlbar sind. Also erst mal Tank wieder vollmachen das gibt ein gutes Gefühl. Im Auto verschwinden 11 Galonen zu 25 Dollar, somit hat mich mein Filme vergessen neben einem ganzen Tag auch noch so um die 35 Dollar gekostet, toll. Immerhin ist die Strecke schön. Im National Forrest gibt es einen in der Karte eingezeichneten Campingplatz, also schaue ich mir den mal an, denn in Joshua Tree werde ich ein Problem kriegen einen Schlafplatz zu finden, es ist schließlich fast Neujahr und damit so was wie ne Hochsaison. Der Campingplatz hier ist dagegen weitgehend verlassen und die Stellplätze sind eben. Dennoch fahre ich erst mal weiter, eigentlich will ich heute schon noch nach Joshua, zur Not schlafe ich halt irgenwo in der Pampa ohne Zelt, da findet mich eh keiner. Ich bin aber hungrig und eine kleine Parkbucht bietet sich da doch an erstmal was zu essen. Ich esse Käsebrot und eine Orange die ich vorher an der Landstraße gekauft habe. Sack Orangen für 3 Dollar, lecker sind sie auch.

thomasbahr.de Santa Rosa Mountans View

Eine halbe Meile weiter die Straße steht ein Schild mit View Point, da kann ich nicht dran vorbeifahren. In der Parkbucht fragt mich eine Frau die schon dort ist ob sie mich auch zurückgeschickt hätten. Hä? So erfahre ich das es wohl im weiteren Verlauf der Strecken einen Unfall gab und die Straße gesperrt sein soll, dazu noch für eine weitere Stunde. Ich vertraue auf diese Information und betrachte dies als Schicksalswink nicht nach Joshua zu fahren sondern nach einen kurzen Spaziergang am Viewpoint zum Campingplatz zurückzufahren und mich für die Nacht einzurichten. Nachdem ich das Zelt aufgestellt habe ist es noch hell und ich nehme die Kamera mit um einen Pfad zu erkunden den ich am Eingang des Campingplatzes gesehen habe. Die Gegend ist zwar trocken aber nicht tot, in den Bäumen wimmelt es von Vögeln. Ich schieße eine Reihe von Fotos von der Vegetation und dem Sonnenuntergang und gehe dann zum Auto zurück.

thomasbahr.de Yucca Palme 1 thomasbahr.de Yucca Palme 2 thomasbahr.de Sunset 1 thomasbahr.de Sunset 2

Als ich durchs Gebüsch abkürze läuft plötzlich in der Düsternis der Dämmerung ein großes Raubtier vor mir aus dem Gebüsch. Eine Wildkatze, ein Puma! Wow, Foto, oder ist das Vieh etwa gefährlich? Dann läuft hintendrein jedoch eine Person über den Weg und ich kann mit dem Näherkommen erkennen das es sich wohl um einen Hund handelt. Schade eigentlich.

So jetzt ist es wieder dunkel, um 5:30. Aber ich habe ja den Powerconverter und ein Autoradio. Also esse ich im Auto und höre Radio. Dann schreibe ich diese Zeilen auf mein Notebook nieder. Ich muss gestehen, dass ich mich momentan ausgesprochen krank und elend fühle. Vermutlich war die viele Fahrerei und was ich sonst so gemacht habe zuviel. Zudem erreicht die Krankheit jetzt wohl ihren Höhepunkt (hoffentlich). Ich hoffe das es morgen zumindest nicht mehr schlimmer wird und vielleicht von Sonntag an sich wieder bessert. So eine blöde Erkrankung ist genau das was ich jetzt eigentlich echt nicht brauche, aber die Viren gewinnen halt irgendwie doch. Naja bis morgen denn.